Exekutive Funktionen in der Grundschule fördern | Stopptanz | Body Percussion | Musik und Rhythmus | Impulskontrolle | |
Exekutive Funktionen fördern – mit Musik und Rhythmus in der Grundschule
(Teil 1)
Was sind exekutive Funktionen?
Exekutive Funktionen sind die "Steuerzentrale" unseres Denkens und Handelns. Sie helfen Kindern, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, Impulse zu kontrollieren, Aufgaben zu planen und flexibel auf neue Situationen zu reagieren. Besonders in der Grundschule sind diese Fähigkeiten entscheidend – für den schulischen Erfolg ebenso wie für das soziale Miteinander.
Drei zentrale Bereiche exekutiver Funktionen:
- Inhibition (Impulskontrolle): Fähigkeit, automatische Reaktionen zu unterdrücken, z. B. ruhig bleiben, wenn man sich ärgert oder in einem Spiel auf ein Signal warten.
- Arbeitsgedächtnis: Informationen kurzfristig merken und verarbeiten – z. B. eine Anweisung im Kopf behalten, während man sie umsetzt.
- Kognitive Flexibilität: Zwischen Aufgaben oder Perspektiven wechseln, Neues ausprobieren, Fehler korrigieren.
Warum sind exekutive Funktionen so wichtig in der Grundschule?
Kinder mit gut entwickelten exekutiven Funktionen können besser lernen, Konflikte lösen, sich konzentrieren und Regeln einhalten. Studien zeigen: Diese Fähigkeiten sind sogar ein besserer Prädiktor für den späteren Schulerfolg als der Intelligenzquotient.
Wie können Grundschullehrkräfte exekutive Funktionen föern?
Schon mit einfachen Alltagsritualen, Spielen und Bewegungseinheiten lässt sich viel bewirken – besonders wirkungsvoll: Musik und Rhythmus.
Musik, Rhythmus & exekutive Funktionen – ein starkes Team
Musikalische Aktivitäten sind komplexe, multisensorische Erfahrungen, die fast automatisch exekutive Funktionen trainieren. Sie erfordern:
- Konzentration auf Rhythmus und Tempo
- Impulskontrolle (z. B. im richtigen Moment einzusetzen)
- Merkfähigkeit (z. B. Bewegungsabfolgen)
- Flexibilität (z. B. bei Wechseln im
Ablauf)
Konkret im Unterricht – Beispiele aus der Praxis:
1. Stopptanz – Spiel mit Impulskontrolle:
Musik läuft – alle tanzen. Musik stoppt – alle bleiben stehen.
- Trainiert: Inhibition, Selbstregulation, Reaktionshemmung
- Variation: Wer sich bewegt, scheidet nicht aus, sondern macht eine kleine Zusatzaufgabe (z. B. eine Reimaufgabe).
2. Body Percussion – Rhythmus mit dem Körper:
Klatschen, Stampfen, Schnipsen in bestimmten Abfolgen – einzeln oder im Ensemble.
- Trainiert: Arbeitsgedächtnis, Impulskontrolle, soziale Aufmerksamkeit
- Tipp: Gemeinsames Entwickeln eigener Bewegungsrhythmen fördert zusätzlich Kreativität.
3. Trommeln auf Cajón, Bongos oder Congas – Musik mit Struktur:
Trommelspiele mit klaren Regeln und Rhythmen – z. B. abwechselndes Spiel „Ich – Du“ oder Call-and-Response.
- Trainiert: Kognitive Flexibilität, Arbeitsgedächtnis, soziale Synchronisation
- Beispiel: „Klopf das Muster nach“ – ein Rhythmus wird vorgemacht und von den Kindern nachgetrommelt.
Fazit: Musik als Lernmotor
Musikunterricht ist weit mehr als ein schönes Zusatzfach. Wer regelmäßig mit Kindern rhythmisch arbeitet, stärkt deren Konzentration, Merkfähigkeit, Impulskontrolle und Teamfähigkeit – also genau die Fähigkeiten, die sie im Schulalltag brauchen.
Exekutive Funktionen sind trainierbar – und Musik ist dafür ein besonders motivierender Weg.
Unterschiede exekutiver Funktionen – mit Beispielen aus Rhythmus & Musik
(Inhibition, Impulskontrolle, Selbstregulation, Reaktionshemmung, Arbeitsgedächtnis & Kognitive Flexibilität)
Diese Begriffe beschreiben zentrale Teilbereiche der exekutiven Funktionen. Sie überlappen sich teilweise, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. In einem musik- und rhythmusbezogenen Unterricht – etwa mit Body Percussion, Trommeln oder Bewegungsspielen – lassen sich alle diese Funktionen gezielt fördern.
1. Inhibition (Hemmung automatischer Reaktionen)
Die Fähigkeit, eine automatische oder gewohnte Handlung bewusst zu unterdrücken – z. B. nicht sofort mitzuklatschen, wenn das Signal noch nicht erhalten wurde.
Musikbezogenes Beispiel:
Beim „Klatsch-Stopp-Spiel“ klatschen die Kinder nur dann, wenn ein bestimmter Rhythmus erklingt. Sie hören andere Rhythmen, bleiben aber ruhig – obwohl sie „automatisch“ mitklatschen wollen.
2. Impulskontrolle (Emotionale und motorische Kontrolle)
Impulskontrolle bezieht sich besonders auf emotionale Reize: ein Kind lernt, sich in aufgeregten oder stressigen musikalischen Spielsituationen zu beherrschen.
Musikbezogenes Beispiel:
Ein Kind möchte beim Trommeln besonders laut oder schnell spielen, hält sich aber zurück, um im Gruppenrhythmus zu bleiben – auch wenn es voller Energie ist.
3. Selbstregulation (Verhalten, Motivation und Aufmerksamkeit steuern)
Die bewusste Steuerung von Aufmerksamkeit, Durchhaltevermögen, Motivation und Verhalten – besonders über längere Zeiträume.
Musikbezogenes Beispiel:
Ein Kind übt eine Rhythmusfolge mit Body Percussion konzentriert über mehrere Wiederholungen, auch wenn es anfangs Schwierigkeiten hat – es bleibt dran, bis es klappt.
4. Reaktionshemmung (gezieltes Nicht-Reagieren)
Das bewusste Unterdrücken einer Handlung in einer konkreten Situation – z. B. nicht spielen, obwohl das Instrument bereit ist.
Musikbezogenes Beispiel:
Im Spiel „nur wenn der Ball auf den Boden fällt auf die Trommel schlagen“.
5. Arbeitsgedächtnis (Behalten & Anwenden von Informationen)
Kurzfristiges Merken und gleichzeitiges Verarbeiten von Informationen – wichtig bei Bewegungsabfolgen oder Musikmustern.
Musikbezogenes Beispiel:
Ein Kind merkt sich eine Abfolge von Symbolen: klatschen – stampfen – schnipsen – und führt sie korrekt aus, ohne die Symbole noch zu sehen.
6. Kognitive Flexibilität (Anpassungsfähigkeit & Perspektivwechsel)
Die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Aufgaben, Regeln oder Sichtweisen zu wechseln.
Musikbezogenes Beispiel:
Ein Kind lernt zuerst einen Rhythmus auf der Conga und überträgt ihn später auf die Bongo. Das Kind stellt sich flexibel um und passt sein Verhalten an die neue Situation an.
Zusammenfassung im Überblick (mit Musikbezug)



